"Der Mensch soll nicht die Dinge fliehen und sich in eine Einöde begeben, sondern er muss lernen, durch die Dinge hindurch zu brechen und seinen Gott darinnen zu ergreifen.“
Meister Eckhart
Dies ist ein sehr bedeutender Ausspruch von Meister Eckhart, einem der bekanntesten deutschen Mystiker. Er wurde von der katholischen Kirche der Ketzerei beschuldigt... Irgendwann verschwand er
spurlos... Es denkt sich so in mir, wahrscheinlich wurde er ermordet...
Was will Meister Eckhart uns hier vermitteln? Viele Menschen glauben, dass eine lange Reise...zumindest aber ein schwieriger Weg notwendig sei, wenn sie etwas auf spirituellem Gebiet erreichen
wollen..z.B. reisen sie nach Indien...oder man begibt sich in ein Zen-Kloster...oder ein hiesiges Kloster. Auch in hiesigen Klöstern wird schon einiges angeboten, um in die scheinbare
Abgeschiedenheit zu gelangen. Dem einen oder anderen mag es ja ganz hilfreich sein. Doch wohin auch immer man reisen wird...die Ruhe wird man so nicht finden, denn der Kopf, in Form des denkenden
Geistes, rattert fröhlich weiter... In der Stille sogar meist noch mehr als zuvor. Weil er jetzt erst so richtig wahrgenommen wird. Im Arbeitsalltag ist ja eh funktionieren angesagt.. Doch hier,
in so einem stillen Raum, egal wo auch immer, da ist das schon etwas anderes... Ein wenig Stille mag sich einstellen, aber dann geht es weiter...der D-Zug im Kopf ist nicht zu stoppen. Du kannst
Gott, oder was auch immer du dir vorstellen magst, suchen wo immer du willst, du wirst ihn niemals woanders finden, als in dir selbst...
Meister Eckhart wusste dies nur zu gut. Eine Flucht vor dem was ist...vor dem Leben...ist absolut unnötig und mal ganz ehrlich, auch gar nicht möglich. Der Denker glaubt dies allerdings. Deshalb
unternimmt er ja alles Mögliche, um scheinbar irgendwo anzukommen... Doch wo will man hin?.. Du bist ja schon hier. Nur glaubst du es nicht... In einer jeden Erscheinung ist Gott...die
pure..bedingungslose Liebe.. Es gibt kein Jenseits, in das man sich flüchten könnte oder sonst irgend etwas... Hier, in den gewöhnlichen Dingen des Alltages, da ist Gott... Hier ist das Leben.
Nicht dieses Leben, das wir glauben zu leben, sondern das Leben, welches ist...wenn der Denker endlich Ruhe gibt und einsieht...dass er nichts weiter ist als eine fiktive, eingebildete Person.
Für dieses Spiel hier gewiss unabdingbar, aber mehr auch nicht. Eine Spielfigur halt..ein Schauspieler. Ist dies verinnerlicht...sieht man in allen Dingen, die da sind, egal wie gut oder schlecht
geartet sie auch sein mögen..nichts anderes als die Liebe/Gott selbst... Wir können auch sagen: Bewusstsein. Hätte Meister Eckhart diesen Ausdruck gebraucht, wäre ihm die Anklage der Katholischen
Kirche wegen Ketzerei vielleicht erspart geblieben... Ich glaube aber nicht... Eckhart hat das Wort Gott bewusst gewählt, wohl wissend, dass es sich hier um das Bewusstsein handelt. Er war sich
sehr wohl der Bedeutung der Worte im klaren. Und das zu der damaligen Zeit...im klösterlichen Umfeld..
Meister Eckhart ist für mich gleichzusetzen mit den großen Zen-Meistern... Er war ein Advaita-Meister des Mittelalters... Seine Aussagen sind klar und kompromisslos... Er trennt Gott nicht von
den Dingen/Erscheinungen, nein..er lädt dazu ein, nichts aber auch gar nichts zu trennen... Ein Gott, welcher sich irgendwo anders aufhalten soll, als genau hier in diesem Augenblick...wäre kein
Gott... Er/das Bewusstsein...ist alles was ist...und somit in jedem Ding enthalten, das hier so erscheint. Natürlich ist er auch vor einer jeden Erscheinung. Nichts in dieser Welt der
Erscheinungen war und ist je getrennt von Gott, das ist nicht möglich.. Der Verstand, in Form des persönlichen Denkers, macht uns dies allerdings sehr gerne glauben... Er glaubt und liebt die
Vorstellung von der Trennung. Legitimiert dies doch seine eigenständige Existenz, von der er ganz und gar überzeugt ist. Er kann nur an sich selber glauben...alles andere wäre sein sofortiger
Tod.. Alles anzunehmen als ein Geschenk des Lebens, ist Freiheit.. Willentlich ist dies nicht möglich... Aber durch Erkenntnis, durch Hinschauen, kann es zuweilen geschehen. Wenn man dieser Welt
entzaubert ist... ist sie so wie sie eben ist...und nicht mehr so, wie man sie sich vorgestellt hat... Da brauchst du nirgends mehr hinzugehen und wenn...dann einfach so... Kein Problem...
Meister Eckhart bringt es mit aller Deutlichkeit auf den Punkt... Durch die Dinge hindurchdringen, heißt klar zu sehen...dass es nichts anderes in dieser Welt der Erscheinungen gibt als Gott...
Liebe selbst.... Bewusstsein ist alles was ist...
♥ LOVE ♥
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