Lass dich berühren von der Stille, die jenseits der Worte liegt. Diese Stille ist von nichts abhängig. In ihr erscheint alles. Nichts ist von ihr getrennt. Eine jede Erscheinung ist die Offenbarung dieser Stille, die du selber bist. Still ist es ganz still. Nur der denkende Verstand glaubt, etwas zu hören und bildet sich dann etwas ein. Stille wird durch nichts beeinflusst oder berührt. Eine Berührung gibt es nur im Verstand, welcher glaubt, dass es da etwas zu berühren gibt.
Doch da ist nichts. Weder eine Leere noch eine Fülle. Nur dies. Die Ewigkeit ist still, sie schaut sich selbst ins Gesicht. Sich selbst offenbarend in einem jeden Augenblick, der ewig ist. Erscheinungen kommen und gehen. Eine Offenbarung nach der anderen...die Stille bleibt. Sie verändert sich nie. In dieser Stille ist alles möglich und nichts. Nichts individuelles ist hier, nichts persönliches. Ereignisse über Ereignisse folgen aufeinander wie Perlen an einer Schnur. Betrachtungen, Anschauungen aus persönlicher Sichtweise sind nichts weiter als Irreführungen im Verstand. Hier gibt es nur Irrwege, die Irrwege der Person, welche glaubt zu existieren.
Nur in der totalen Abwesenheit von allem erfährt man, was wirklich ist. Das Unbeschreibliche...totale Leere und doch ist da scheinbar etwas...buchstäblich nicht von dieser Welt. In der totalen Abwesenheit meiner selbst ist nichts, woran ich mich festhalten kann. Nicht ein einziger Strohhalm, den der denkende Verstand mir liefern könnte. Wohin will man hier noch gehen? Was gibt es zu tun? Nichts... Nur dies. Stille inmitten einer erdachten Welt. In meiner scheinbaren Anwesenheit verliere ich mich und sehe etwas...wie in einem Traum. Alles scheint so real, so echt. Doch ist da nichts weiter als Luftschlösser, die ich, der Träumer...für real halte...einschließlich meiner selbst. In der Abwesenheit von allem endet auch dieser Traum. Traum, Träumer und das Geträumte lösen sich auf und übrig bleibt, das was ist. Das Ende des Traumes ist das Verschwinden des Träumers, der Person. Stille...wie seit je her ist alles, was bleibt. Nur dies. In dieser Stille offenbart sich das, was ist. Weder hier noch dort. Weder angenehm noch unangenehm, sondern einfach so.
Jenseits eines jeden Wortes, jenseits der Dualität ist Stille. Spürbare, greifbare, unfassbare Stille, die du selber bist. Du kannst sie nicht kennen, denn ein Erkennen gibt es nur im Verstand. Diese Stille jedoch ist vor einem jeden Gedanken. Sie ist. Mögen Gespräche oder jegliche Aktivität in der Welt noch so laut und vordergründig sein... Die Stille ist und nur sie ist. Alles kommt, alles geht. Die Stille bleibt. Sie ist die totale Abwesenheit von allem und in dieser Abwesenheit werden ihre Erscheinungen offenbart als scheinbare Anwesenheit. Eine jede Erscheinungsform ist nichts weiter als die Erscheinung der Stille, des Seins. Hier ist weder etwas rein noch unrein, weder gut noch schlecht. Es ist immer so, wie es ist. Ein Ausdruck der Stille, das ist ihr Spiel. Nur in ihrem Ausdruck, ihrer Erscheinung, in der Zeit...gibt es Wahrnehmung.
Wahrnehmung ist immer an Objekte gebunden, die erscheinen und einen Anfang und ein Ende haben. Ewig ist die Stille, in der dies alles erscheint und doch ist nichts getrennt von dieser Stille, es sieht nur so aus, als ob. Sein und Nicht-Sein. Erscheinung und ihre Abwesenheit, alles ist eins. In einer jeden Erscheinung offenbart sich die Freude des Seins. Dies ist eine Freude, die keine Freude kennt, weil sie die Freude ist. So ist es mit allem. Stille kann sich niemals selbst erkennen, weil sie das ist...was ist. Das was ist, erkennt nichts... Es ist das... Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, mit Hilfe des Verstandes kommt niemand dahin...wo es so wirklich still ist. Denn der Verstand ist ein Bedürftiger, der niemals zufrieden ist, egal was auch immer er bekommen mag.
Wenn du die Stille berühren willst, musst du zu dieser Stille werden...auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick sein sollte, dieser kleine Augenblick kann ausreichen, dir einen Blick auf das zu verschaffen, was du wirklich bist. Niemand kann es dir geben, weil du es bist. Du hast es nur vergessen. Das wirst du weder im Verstand noch sonst wo finden...und schon gar nicht durch Nachplappern irgendwelcher Advaita-Floskeln... Dies ist alles nur Selbst-Betrug eines Denkers, der glaubt, etwas erreicht zu haben. Etwas, von dem er in Wirklichkeit nicht mal den blassesten Schimmer hat, weil es nicht „etwas“ ist. Stille wird nicht erkannt oder erreicht...weder von einem Jemand noch von einem Niemand. Stille ist und nur sie ist...
Liebe ist.
♥ LOVE ♥
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Chris Atzeni (Samstag, 18 November 2017 10:13)
Sehr schön und verständlich erklärt, vielen Dank.